Die Bewirtschaftung der Bauernhöfe in Eichenkofen

Um das Jahr 1940 hatten die Eichenkofener Bauern Ackerpferde und Ochsen für die Feldarbeit in ihren Ställen stehen. Der Girmüller hatte sechs Rösser und drei bis vier Heissen (Fohlen und junge Pferde), der Bauneibe zwei bis drei Ackerpferde und bis zu drei Heissen. Der Ölperl und Eder hatten zwei Rösser und zwei Ochsen. Der Schloma, Doier und Heima hatten je zwei Rösser. Der Bader besaß ein bis zwei Rösser. In den Jahren 1958/59 verkaufte der Girmüller als letzter Bauer seine Ackerpferde.

Die anderen Landwirte hatten je zwei Ochsen, das waren der Staudhammer, Stirl, Fischer, Gopperl, Numma, Mesner, Gaberl, Schneider, Schwarz und Boma.

Die Bauern, die keine Ochsen hatten, haben ihre Kühe vor das Fuhrwerk gespannt.

Neben der Brücke, die über die Sempt führte, war noch bis in die 1950er Jahre eine Furt. Dort trieben die Bauern gerne ihre Ochsenfuhrwerke durch, wenn sie vom Feld heimfuhren. Dabei konnten die Tiere gleich ihren Durst stillen. Der Platz wurde auch Ochsenwasch genannt, denn von Zeit zu Zeit führten die Bauern ihre Ochsen dorthin, um sie im Wasser zu waschen.

Wenn beim Girmüller die 2jährigen Hengste kastriert wurden, kamen meistens sehr viele Männer aus der Ortschaft und der näheren Umgebung zusammen. Zentral wurde diese Arbeit vom Amtstierarzt von Erding vorgenommen. Im Hof wurde dann auf dem trockenen Misthaufen viel Stroh ausgelegt. Den jungen Rössern wurden die Füße zusammen gebunden und starke Männer warfen sie auf das Stroh. Der Tierarzt waltete dann seines Amtes und entmannte die jungen Pferde. Die abfallenden Teile, Häberl genannt, wurden von Liebhabern mit nach Hause genommen und als Delikatesse verspeist. Anschließend wurden die behandelten Tiere einige Zeit im Dorf herumgeführt, damit sie keine Kreislaufbeschwerden erlitten, denn die Behandlung war ohne Betäubungsmittel geschehen. Etwa acht Tage wurden die jungen Pferde nicht an ein Fuhrwerk gespannt, jeden Tag aber ca. eine Stunde im Dorf herumgeweist, damit sie Bewegung hatten. Als Wallache waren sie nicht mehr so feurig und wild und konnten in der Landwirtschaft besser eingesetzt werden.

Die Rinderhaltung war vor 1940 viel geringer als in der heutigen Zeit. Der Girmüller hatte 12 - 16 Kühe und der Ölperl 10 Kühe. Der Bauneibe, Doier, Schneider, Heima, Schloma und Eder hatten je sieben oder acht Kühe. Fünf bis sieben Kühe hatten der Staudhammer, Stidl, Fischer, Gopperl, Numa, Mesner, Fischer, Schwaz, Boma, Wirt und Gaberl. Vier oder weniger Kühe hatten der Weber, Neimoar, Schmied-Hias, Bachschmied, Neimoar, Bruck, Kramer, Bader, Felber und Gide. Alle Bauern hatten außerdem noch Jungvieh im Stall.

Mir wurde erzählt, dass sich die Bauern erinnern können, dass dreimal die Maul- und Klauenseuche im Ort gewütet hat. Im Jahre 1938 muss es sehr schlimm gewesen sein, viele Tiere haben sich angesteckt, denn damals gab es noch keine Impfung.

Im Pfarrbuch von Eitting steht bei der 29. Sitzung am 26. Juni 1938 geschrieben: „4. Der übliche Bittgang nach Hl. Blut, der wegen der Maul- und Klauenseuche für Pfingstdienstag verboten war, soll am 16. Juli sein. Da die Seuche seit Mitte Mai fast jedes Haus der Pfarrei ergriffen hat, müssen große Opfer gebracht werden und es herrscht eine sehr gedrückte Stimmung. Darum ersucht Herr Pfarrer ausdrücklich, von einer größeren Feier zu seinem 25jährigen Priesterjubiläum, in 2 Wochen, Abstand nehmen zu wollen“.

Im Jahre 1951 waren in alle Höfen die Tiere mit der Krankheit befallen. Dagegen waren im Jahre 1966 nur der Eder und Bauneibe von der Maul- und Klauenseuche betroffen.

Georg Sedlmaier, der Bader, war der Milchfahrer von Eichenkofen und hatte vor dem Jahre 1940 immer ein bis zwei Pferde. Nach 1956/57 führte er seinen Dienst mit einem 16er Eicher-Traktor aus. Im Jahre 1958 hat der Schmied von Eichenkofen dem Bader einen Milchwagen mit Gummibereifung gebaut, die er zum Milchfahren benötigte.

Nach dem Jahre 1960, unter der Familie Aicher, wurde ein 19er Eicher-Traktor angeschafft.

Den letzten Anhänger für den Bader baute der Schmied im Jahre 1965, dieser war sogar mit einer eisenen Bruck (d.h. Blechabdeckung) ausgestattet, damit sich die Milchkannen besser schieben ließen. Zu dieser Zeit fuhren sie die Milch mit einem 32er Eicher-Traktor zur Molkerei.

Vor fast allen Bauernhöfen stand ein Milchbankerl. Auf diesem Bankerl wurden die ca. 10, 15 oder 20 Liter fassenden Milchkannen gestellt, damit sie der Milchfahrer unmittelbar auf seinen Wagen heben konnte. Die Wartezeit bis zur Milchabholung wurde von den Bauern für einen Ratsch genützt, dabei wurden auch die Neuigkeiten vom Dorf ausgetauscht, wobei die anwesende Hälfte über die nicht anwesende Hälfte ratschte.

Jahrhunderte lang wurde mit der Sense das Gras und Getreide gemäht. Am Dengelstock wurde mit dem Dengelhammer die Sense gedengelt. Das sorgfältige Dengeln und Schärfen der Sensen war für die Grasmahd ebenso wichtig wie für die Getreidemahd. Wetzstein und Wetzstein-Kumpf waren ein notwendiges Zubehör für den Mäher. Zum Grasmähen und zur Ernte benötigten die Bauern viele Mitarbeiter, wie Knechte und Mägde, die sie bei der schweren Arbeit unterstützten. Noch um 1940 hatte der Girmüller zwei Knechte und drei Mägde. Je einen Knecht und eine Magd hatten der Schloma, Bauneibl, Doier, Ölperl und Schneider. Je eine Magd hatten der Heima und Staudhammer. Bei einigen Familien waren auch noch Angehörige mit auf dem Hof, welche unverheiratet und zugleich billige Arbeitkräfte waren. Zur Erntezeit wurden zusätzlich Erntehelfer beschäftigt. Diese kamen aus dem Umland oder aus dem Bayrischen Wald. Sie könnten als Saisonarbeiter bezeichnet werden. Beim Greißl-Wirt in Erding war der Arna-Markt. Dort kamen kurz vor der Ernte die Waldler und alle arbeitsuchenden Männer und Frauen an einem bestimmten Tag zusammen. Die Bauern suchten sich hier ihre männlichen und weiblichen Erntehelfer aus.

Das letzte mit Stroh gedeckte Gebäude war der Stadl vom Staudhammer. Dieser wurde im Jahre 1936 ein Raub der Flammen.

Bis Ende der 1950er Jahre wurde im Gemeindestadl, der am westlichen Ortsrand Richtung Eitting stand, das Getreide nach der Ernte gedroschen. Ein Dreschwagen stand bereit und der Neimoar Sepp (Josef Holmburger) war der zuständige Maschinist. Hatte man sich angemeldet, musste man noch auf die Benachrichtigung warten, wann man an der Reihe war. Für die Arbeit des Neimoar, für den Strom und die Benützung der Dreschmaschine musste man einen Unkostenbeitrag entrichten. Der Bauneibe, Balthasar Ippisch führte darüber Buch und rechnete mit den jeweiligen Bauern ab, denn er war der Vorstand der Dreschgenossenschaft.

Jahrelang stand im Gemeindestadl ein alter hölzerner Viehwagen, mit dem die Bauern ihre Rinder zum Metzger fahren konnte. Als der Sturm Wiebke im Jahre 1991 am Faschingsdienstag über das Moos brauste, hat er den Gemeindestadl flach gelegt. An dem Platz befindet sich heute der Recyclinghof des Ortes.

Hier in unserer Gegend war folgende Fruchtfolge üblich: Korn, Gerste mit Klee eingesät, Weizen, Hafer, Kartoffeln und Rüben. Der Krautanbau war gering, meistens wurde nur für den Eigenbedarf - zum Sauerkraut einschneiden - angepflanzt. Nur der Stirl und der Bauneibe haben am Einfang (Richtung Eitting) Kraut gepflanzt, das zur Sauerkrautfabrik geliefert wurde. Vor dem Weltkrieg im Jahre 1939 war der Anbau von Leinsamen üblich. Seit dem Jahr 1958 wird auf den Feldern Mais zum Silieren oder zum Dreschen angebaut.

Die Kleinhäusler haben den Straßengraben und kleinere Gemeindegrundstücke abgemäht, um an Gras oder Heu für die Kühe oder Ziegen zu kommen. Diese Fleckerl wurden auch Trieb oder Schulfang genannt und wurden vom Ortsobmann auf neun Jahre vergeben (d.h. verpachtet). Um das Heu zum Hof zu bringen, hat sich mancher Pächter selbst einen Riemen um die Schulter gebunden und den Schubkarren mit Heu heimgezogen.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde als Arbeitserleichterung zum Getreidemähen der Ableger vom Schmied-Hias (Mathias Maier) gebaut und an die Mähmaschine anmontiert. Dieses Gerät war für die Bauern eine große Arbeitserleichterung, denn dadurch lag das Getreide nicht mehr lose am Acker, sonder der Reihe nach an einem Strang.

Bald folgte der Mähbinder und die erste Maschine im Dorf wurde vom Girmüller gekauft. Im Jahre 1950 erwarb der Doier seinen ersten Traktor, einen 25er Eicher. Die gleiche Maschine wurde im Jahre 1951 vom Bauneibe gekauft. Das Lohndreschen war in den 1950er Jahren schon üblich und der Konrad von Altham (Jakob Lex) hat als Erster mit einem Mähdrescher für andere Bauern gearbeitet. Im Jahre 1969 erwarb in Eichenkofen der Schneider, Rudolf Beil einen eigenen Mähdrescher.

Nach 1950 zog in der Landwirtschaft die technische Modernisierung ein. Die Knechte und Mägde, Dirnen und Erntehelfer verschwanden dadurch ganz von den Höfen. Die Pferde und Ochsen, die Jahrhunderte lang für die Bauern Schwerstarbeit verrichteten, wurde zum Rossmetzger gebracht oder ins Ausland verkauft. Die freigewordenen Stallungen wurden meistens zu einem größeren Kuhstall umgebaut.

In den 1930er Jahren wurde im Eichenkofener Moos noch Torf gestochen. Z.B. hat der Ganser Miche von Altham 1940 für den Schloma und für den Scheckenhofen (Ertl von Frankendorf) Torf gestochen. Auf dem Pfarrergrund war der Deischl für den Torfstich zuständig. Noch vor dem Jahre 1960 wurde mit dieser schweren Arbeit aufgehört. Der Torf hatte zu diesem Zeitpunkt als Brennmaterial ausgedient. Das Heizöl wurde von nun an für das Heizen verwendet.

Ähnlich zu anderen Dörfern war auch in Eichenkofen ein Schäfer oder Herter ansässig. Dieses Amt wurde von Schneider Hans ausgeübt. Die Schafe, welche er betreute, haben die Wiesen und Felder der Bauern abgeweidet und zugleich durch Pferchen (in der Nacht) gedüngt.

Viele Eichenkofener hatten im Herbst und Winter bei der Sauerkrautfabrik Gruber in der Erdinger Haagerstraße einen zu Erwerb. Nach dem Jahre 1950 waren noch Toni Elsenberger, Lorenz Hellinger, Klaus Hintermaier, Sepp Rölsmaier, Sepp Nunberger, Lorenz Beil und die Gretl Staudhammer bei der Firmenbesitzerin Fanny Gruber im Dienst.

Im Jahre 1900 waren in Eichenkofen 22 Vollerwerbslandwirte.

Im Jahre 2002 sind es nur noch vier Bauern, die von der Landwirtschaft leben. Das sind der Schloma, Bauneibe, Ölperl und Schneider.

Die Landwirtschaft als Nebenerwerb betreiben der Staudhammer, Gopperl, Wirt, Bachschmid, Stirl, Fischer, Felber und Gide.

Mit der Landwirtschaft ganz aufgehört haben der Bader, Görgenmüller, Schnappberger, Holmburger, Numma, Mesner, Eder, Gaberl, Schwaz, Boma, Schwabstetter, Kramer, Schmied-Hias und Bruck.