G`schichten, die heute noch im Dorf erzählt werden

S`Gschpenst

Es soll im Jahre 1913 gewesen sein, als der Kirchturm von Eichenkofen neue Holzschindeln bekam. Die Arbeiter vom Baugeschäft Zeiler, der Holmburger Sepp von Eichenkofen und der Reisser, Tauber Hans von Langengeisling, haben als Zimmerleute diese Arbeiten ausgeführt. Da fing auf einmal das Gerüst zu wackeln an und stürzte um. Der Reisser Hans warf schnell sein Werkzeug weg und sprang von 13 Meter Höhe auf einen Grabhügel, in dem einige Tage zuvor jemand beerdigt worden war und dabei wurde er fast nicht verletzt. Der Holmburger Sepp fiel härter auf und brach sich einen Arm und einen Fuß. Die Verunglückten hatten natürlich einen Schock und die herbeigeeilte Nachbarschaft musste sie mit Gewalt auf ein mit Pferden bespanntes Fuhrwerk legen und ins Krankenhaus nach Erding fahren. Weil kein anderer Wagen verfügbar war, wurden die beiden auf einem leeren Mistwagen transportiert, auf den Bretter gelegt wurden. Der Reisser Hans war nur leicht verletzt und wollte nicht im Krankenhaus bleiben. Er hatte aber einen Schock und die Ärzte bestanden darauf, dass er über nacht im Krankenhaus bleiben musste. Er war aber damit nicht einverstanden und hat sich in der Nacht heimlich im Krankenhemd in Richtung Langengeisling auf den Weg gemacht. Seine Frau, die allein im Haus war und alle Türen verriegelt hatte, war nicht schlecht erschrocken als es um Mitternacht klopfte und ein Mann im Nachthemd im Hof rumlief und Einlass begehrte. Im ersten Moment dachte sie es wäre ein Gespenst oder gar, dass ihr Gatte verstorben sei und sein Geist würde schon bei ihr erscheinen. Bis sie dann doch ihren Mann erkannte und er ihr alles über seine Krankenhausflucht und seinen nächtlichen Marsch über die Geislinger Änger erklären konnte.

Das Wettessen vom Boma und Schwaz

Der Boma war ein kräftiges Mannsbild. Wie viele seiner Vorfahren und er hatte einen gesegneten Appetit. Sein Nachbar Schwaz scheinbar auch. Es ist um 1920 gewesen und dabei ging es um eine Wette, als die beiden beim Greißl-Wirt in der Stadt drin 5 Liter Voressen (d.h. essigsauere Innereien) verspeisten und dazu 36 Leberknödel, von denen jeder so groß sein musste, dass er gerade noch in einen Maßkrug passte. Beim Heimfahren nach Neikof kehrten sie noch beim Pfanzelt in Langengeisling ein und dort ließ sich jeder noch zwei Pfund Pressack schmecken, so wird es jedenfalls in Neikof noch heute erzählt.

Es wird auch erzählt, dass es einmal beim Fischer um eine Wette ging, als gerade eine große Dose Bismarck Heringe geöffnet wurde. Da soll der Schwaz bis auf einen alle davon verspeist haben. Den letzten soll er noch für sein Weib nach Hause mitgenommen haben.

Das letzte Tropfen Benzin vom Schmied Hias

Die Kunden fuhren zu Großtankstellen und der Umsatz ging zurück und so wurde die Tankstelle beim Schmied im Jahre 1983 geschlossen. Als schon ein halbes Jahr kein Sprit mehr lief, kam ein Kunde und wollte tanken. Er wird wohl so selten mit seinem Auto gefahren sein, dass er es nicht früher merkte, dass der Zapfhahn beim Schmied schon lange zugedreht war.

Die schlauen Wilderer vom Neikofner Moos

Von zwei Kleinbauern vom Ort wird erzählt, dass sie sich des öfteren im Moos mit einem Stück Wild ihren Abendtisch bereichert haben. Dem Jagdherrn war dies natürlich nicht entgangen und so ließ er Posten aufstellen, die ihm verdächtige Leute beobachten und melden sollten. Jene Kleinbauern aber waren schlauer, sie nahmen ein leeres Odlfassl (d.h. Jauchefass), versteckte darin ihr Gewehr und fuhren seelenruhig ins Moos, als würden sie Gülle ausfahren. Dort im einsamen Moos schossen sie aus dem Ausflussloch des Odlfassls einen Hasen oder ein Reh, legten es zu hinterst in das Odlfassl und fuhren wieder zurück, als wenn nichts geschehen wäre. Dem Beobachter kam natürlich nicht in den Sinn, dass in dem leeren Odlfassl ein erlegtes Wild lag, und somit wurden die Wilderer nie ertappt. Verspeist wurde der Rehbraten immer erst am späten Abend. Die Haustüre wurde sorgfältig abgesperrt, was sonst das ganze Jahr über nicht üblich war, damit kein unerwünschter Besucher ins Haus kam. Dann ließen sie sich das Wildgericht, das sogar mit einem Glas Rahm verfeinert wurde, schmecken. Als eines der alten Bauernhäuser, vor ca. 10 Jahren, von jenen Kleinbauern abgebrochen wurde, fand man im Fehlboden einen verrosteten Flobert (Gewehr), welches damals benützt wurde.

Neikofna sam ma, wia lass ma uns nix gfalln

Der Boma-Done war ein leidenschaftlicher Fußballspieler und mit viel Eifer bei jedem Spiel von der SpVgg Eichenkofen in der Mannschaftsaufstellung dabei. Einmal soll er sich vom Schiedsrichter ungerecht behandelt gefühlt haben, als dieser gegen ihn ein Foul aussprach. In seinem Grant riss er nicht wie sonst die Eckfahne aus, sondern begnügte sich mit einem Brett von einer Zuschauerbank. Damit soll er kräftig auf den Schiri eingeschlagen haben. Deshalb wurde er dann zu einem halben Jahr Spielsperre und Platzverweis verurteilt. In dieser Zeit wunderte sich seine damalige Braut und spätere Frau nicht schlecht, dass er auf einmal jeden Sonntagnachmittag für sie Zeit hatte und mit ihr spazieren gehen wollte. Erst viele Monate später hat sie erfahren, warum er plötzlich dem Fußballplatz fern blieb.

Beim Gaberl seiner Hochzeit „hams grafft“.

Es soll beim damaligen Kratzer-Wirt in Eichenkofen im Jahre 1895 bei der Hochzeit vom Bartholomä Pfanzelt, einem Wirtssohn von Grafing (der dann Gaberl in Eichenkofen wurde) und der Juliane Kratzer, eine anständige Rauferei gegeben haben. Die Grafinger und Reichenkirchner Burschen fingen mit den jungen Eichenkofner eine hitzige Schlägerei an, wie es sich bei einer richtigen bayrischen Hochzeit gehört. Die Eichenkofner haben anschließend in ihrer Wut den Reichenkirchner und Grafinger ihre Schäßen- (Kutschen) Bezüge und Polsterung zerschnitten. Das gab nachhaltigen Ärger - die Sache wäre fast gerichtsmassig geworden.

Lausbubenstreiche

Es war in den 30er Jahren: die beiden Lausbuben waren neun Jahre und 12 Jahre alt und hatten nur Unsinn im Kopf. Einmal kroch der Kleinere bei einem Bauern durch das Henna-Loch in den Hühnerstall und stibitzte von den Nestern 12 Eier. Dann schlichen sich die beiden Racker an die Nordseite der Kirche und wetteiferten, wer am höchsten ein Ei an die Kirchenmauer schmeißen konnte. War das schön, wie da die Soß an der Mauer runterlief. Die Kirchenbesucher am Sonntag schimpften nicht schlecht und wollten die Schuldigen ausfindig machen, die so eine Sauerei verursacht haben. Aber die beiden Lauser hielten dicht und haben nichts verraten. Der Jüngere, der heute schon im betagten Alter ist, hat mir aber dieses Lausbubenstück aus seiner Kinderzeit erzählt.

Es müssen nicht immer 11 Fußballspieler sein

Die Fußballjugendmannschaft vom TSV Erding hatte im Jahre 1953 mit der Jugendmannschaft der SpVgg Eichenkofen ein Punktspiel auszurichten. Nachdem der SpVgg Eichenkofen nur acht bis neun Spieler zur Verfügung standen, baten sie den Erdinger Verein, sie sollten doch nur mit sechs Mann antreten oder das Spiel ausfallen lassen. Die Erdinger Jugendmannschaft wollte aber unbedingt spielen, somit haben sie das Angebot angenommen und sind mit sechs Mann auf dem Fußballplatz eingelaufen. Der Rest der Mannschaft wurde zum Fischer in die Gaststube geschickt, der dort Schafkopf spielte. Wie sehr noch die sechs Erdinger Spieler den neun Eichenkofener Kicker überlegen waren, sah man am Endstand des Spieles, sie schlugen die Neikofner mit satten 15:3 Toren.

Die treue Kuh der Bruck-Marl

Dass die Bruck-Marl gut mit ihren Tieren umgehen kann, ist im ganzen Ort bekannt. Es war vor ca. 20 Jahren, da verkaufte die Bruck-Marl an den Felber, Robert Feichtbauer, eine trächtige Kuh. Als die Kuh schon einige Tage beim Felber im Stall stand und ums verecka nicht fressen wollte, ging der Robert zur Bruck-Marl und fragte sie was zu machen wäre. Die Kuh gab nämlich schon keine Milch mehr und er habe sich doch hoffentlich nicht mit diesem Rindvieh verkauft. Die Bruck-Marl machte sich gleich auf den Weg zum Stall vom Felber Hof, der keine 100 Meter von ihrem Anwesen entfernt ist. Als die Kuh ihre frühere Besitzerin sah, muhte sie gleich laut auf und man konnte ihr anmerken wie sehr sie sich freute. Als die Bruck-Marl die Kuh vom Gatter abhängte, lief die Kuh mit erhobenem Schwanz zur Stalltüre hinaus, in Richtung Westen zum Stall der Bruck-Marl, so schnell, dass diese ihr fast nicht mehr folgen konnte. Dort ging die Kuh an ihren alten Platz zurück und fing sogleich zu fressen an. In der folgenden Nacht brachte die Kuh dann auch gleich noch ihr Kälbchen zur Welt. Da kann man mal wieder sehen, dass Rindviecher auch Heinwehgefühle haben können, denn die Kuh wäre beim Felber vor Zeitlang nach ihrer ehemaligen Besitzerin kläglich eingegangen.

Der Mesner in Gefangenschaft

Als drei junge Neukofner spät abends vom Wirt heimgingen, sahen sie Licht in der Kirche und wie der Mesner dort noch beschäftigt war. In ihrem Übermut sperrten sie die Kirchentüre ab. Als der Mesner, der Fischer Toni, die Kirche verlassen wollte, da bemerkte er, dass die Tür verschlossen war. Er dachte schon, dass er die Nacht in der Kirche verbringen müsste. Da kam ihm aber die Idee, er könnte doch mit den Kirchenglocken läuten. Das würden die Bewohner vom Ort hören und ihn befreien. Die Nachbarn waren nicht schlecht erstaunt, als spät abends die Glocken läuteten und liefen zur Kirche um nachzusehen. Dort fanden sie dann den Mesner in seiner ungewollten Gefangenschaft und konnten ihn befreien. Von wem dem Fischer Toni dieser Streich gespielt wurde, ist nie ganz aufgeklärt worden.

Kammerfensterln mit Hindernissen

Einige junge Neikofner Burschen gingen abends mal wieder zum Kammerfensterln. Die Bauern-Dirnen, welche sie besuchen wollten, teilten zu dritt das Zimmer. Da in ihrer Kammer sich immer wieder Mäuse rumgetrieben haben, waren einige Mäusefallen im Zimmer aufgestellt. Als die Burschen nun durch das offene Fenster ins Zimmer stiegen, tapsten sie sogleich in die bereit gestellten Mäusefallen und es gab eine fürchterliches Geschrei und anschließend ein Gelächter über die demolierten Zehen der liebestollen Besucher. Der Besuch beim Mausilein scheiterte an der Mausefalle.

Wie man eine Wildente fängt.

Ein raffinierter Wilddieb schlug einen festen Pfosten in den Wasserlauf der Sempt. Auf diesen legte er einen großen Stein, an dem eine Angelschnur mit Hacken und Köder hing. Fraß nun eine Wildente den Köder, löste sich der Stein und fiel ins Wasser. Die Wildente hing am Hacken, wurde unter das Wasser gezogen und ertrank. Der Dieb brauchte nur seinen Stein zu heben und daran hing dann seine Beute.

Maikäfer flieg

Vor dem Lebensmittelgeschäft Fischer stehen große Ahornbäume und auf diesen tummelten sich zur Maienzeit millionenfach die Maikäfer. Einige Burschen sammelten davon drei Eimer und leerten sie durch das Fenster in das Schlafzimmer vom Brunold Wirt. Den Wirtseheleute ging es in der Nacht genau so, wie dem Lehrer Lämpl von Wilhelm Busch: Doch die Käfer kritze, kratze kommen schnell aus der Matratze........

Die guten Freunde

Es ging beim Wirt wieder mal um eine Wette: Wer traut sich bei Nacht durch den Friedhof zu gehen? Ein paar überängstlichen Burschen wurden von ihren Freunden mit viel Alkohol die Angst genommen, und pünktlich um Mitternacht marschierten sie tapfer zum Friedhof. Natürlich hatten sich inzwischen ihre ganz, ganz, guten Freunde im Friedhof versteckt, sich Leintücher umgehängt und erschreckten sie fürchterlich, so dass sie fast in die Hose gemacht hätten. Wer das wohl war?

Auch Dichter waren unter uns: Der oid Schneida hat dieses Gedicht immer gsagt.

Beim Neimuia geht Not o,

da Beimuia hat´s scho,

da Moar hat weiße Strimpf o,

des ko da Kasa net lein davo.

Da Doier melcht sei Kirl,

da Bauneibe reit sei Stirl,

da Ölperl is a Pfarisäer,

da oid Eder hat´s Geid im Kella,

beim Schneida da hoast´s

Herr und Frau, de fressn alle

drei Wocha a Sau.

Da Boma schreit O´Gott erbarm

jetzt san de Hund oisamt verdorm.