Zweiter Teil

zum ersten Teil



 

Eichenkofen nach dem zweiten Weltkrieg

Darsteller:

Aegidius
Pater Joachim
1947
Lager
1. Frau
2. Frau
3. Frau
Claudia Beil
Ursula Daimer
Kathrin Hess
1948
Umpfarrung
Bürgermeister
Gemeindediener
Beter
Kirchenpfleger
Andreas Daimer
Georg Feichtbauer
Helmut Kober
Jürgen Beil
1968
Flughafen
Zwei Bauern
Albert Ippisch
Markus Lex
1989 Geschichte vom Straßenkampf / Maibaum
Zwei Burschen
Hubert Daimer
Hermann Nunberger
1992
Flughafen
Zwei Bauern
Albert Ippisch
Markus Lex
1992 Besuch FC Bayern München
Zwei Burschen
Hubert Daimer
Hermann Nunberger
1995
Hochwasser Heiratsgut
Zwei Bauern
Benedikt Beierl jun.
Thomas Ippisch
1998
Kirchenrenovierung
Jetzt red I
2 Frauen

Mesnerin
Pfarrerlehrbub
Fernsehassistent
Annemarie Neumüller, Claudia Beil
Monika Elsenberger
Richard Greul
Kathrin Hess
2002 Kricheneinweihung
Mesnerin
A
B
C
Monika Elsenberger
Claudia Beil
Ursula Daimer
Annemarie Neumüller
2022 Jahrespressekonferenz der FMG
vier Herren im schwarzen Business-Zwirn
Gerhard Ippisch,
Jürgen Beil, Richard Greul
2022 Bauernballett
8 Bauern


 

1947 Lager

Aegidius kommt auf die Bühne.

Aegidius: So da bin ich wieder!

Seit meinem letzten Besuch ist viel passiert. Zwei Weltkriege sind vergangen, und die Umgebung von Eichenkofen hat sich komplett verändert. Wo früher nur Äcker und Wiesen waren, ist jetzt ein Militärflughafen, mit dem Isarkanal ist der elektrische Strom gekommen und seit 1932 wird auch in Eichenkofen Fußball gepielt – wahrscheinlich sind die von Schalker Kreisel angesteckt worden.

Und auch die Welt hat Einzug gehalten in Neikof, wo früher nur Wald war, sind jetzt Flüchtlinge aus verschiedensten Teilen Europas untergbracht.

So, jetzt muß ich aber auf meinen Altar, weil ich jetzt Besuch bekomme.

Drei Frauen treten in die Kirche und unterhalten sich über die neuen Verhältnisse in Eichenkofen

Erste Frau: Seit dem die Leit aus dem Lager bei uns Fußball spielen, brauch ma ja die Berglern nimma, die können jetzt ruhig selber an Verein aufmacha.

Zweite Frau: und die Geislinga schon überhaupt nimma.

Dritte Frau: Aber überhaupt, da druntn im Lager, des is scho a seltsame Welt. Und los is do die ganze Zeit wos.

Zweite Frau: Ja mei do wohnen auch über 600 Leit, do muss sich ja was rühren.

Dritte Frau: Tanz, Theater, Sommerfeste und Hochzeiten, neile war gleich eine 3fach Hochzeit.

Erste Frau: Und die Männer, mei da gibt's fesche und feurige. Ungarn sans halt. Wenn'st mit so einem tanzt, der wirbelt dich rum wie der Pustawind.

Dritte Frau: Aber so is auch eana Essen. Scharf san die Würst.

Zweite Frau: Ja wenn ned sovui Knoblauch drin war.

Erste Frau: Des is aber ned so arg, weil de machan des ja scho immer so, deswegn sans ja so wuid.

 

Lied: Lagerleben

Lagerleben herrscht im Hölz`l
alle Flüchtling leben dort
auf den Wegen hin nach Neikof
trifft man immer neie Leit

Refrain 2x
Lager, Lagerleben
Lager, Lagerleben
ja im Hiazl leb'm vui Leit

Eine Schule für die Kinder
eine Kirche für die Frommen
sie sind alle sehr willkommen
werden alle gut betreut

Refrain 2x

Immer lustig immer fröhlich
auch das Spiel kommt nicht zu kurz
und das Essen schmeckt sehr feurig
und die Küsse schmecken heiß

Refrain 2x

 

1948 Umpfarrung

Der Bürgermeister von Langengeisling  und der Gemeindediener treten auf. Der Bürgermeister  setzt sich an den Tisch.

Aegidius:    So kam dann auch die exotische Küche nach Eichenkofen. Aber nicht nur in der Küche ändern sich die Bräuche. Es ist das Jahr der Währungsreform. In Eitting und Eichenkofen erhalten die Leute ein  neues Geld – und auch einen neuen Pfarrer. Doch bevor der alte Pfarrer Michael Schmitt geht und der neue Pfarrer, Johann Prillmeier, kommt, ergreift der Bürgermeister von Langengeisling im Juni 1948 instinktiv die Initiative und holt den Gemeindediener zu sich.

Bürgermeister:    Gemeindediener!!! Du her guad zua, ruf glei für übermorgn de Manna vo Neikof zu na Versammlung z'Neikof beim Wirt z'samm. Es gibt wichtige Neiigkeiten! Am 20. Juni gibt's a neis Geld. Deutsche Mark statt Reichsmark., de war ja eh nix mehr wert. Und wenn ma dann groad dabei san, mit de oidn Sachan aufzuramma, miss ma a andere Angelegenheit ah endlich obagga, die Pfarrzugehörigkeit vo Neikof.

Gemeindediener:    Des mit dem neia  Geld versteh i  ja, aber ob die Neikofner des mit der neuen Pfarrzugehörigkeit a kapiern wern?

Bürgermeister:    A geh. De warn scho immer a bregge begriffsstützig, de Neikofner. Aber sie  brauchan mi – mi den Bürgermoasta von Geisling– und des immer wieder. Iatzt kenna's  mir ihre Dankbarkeit zoagn, und für den Anschluss der Kirchenfiliale Neikof  an die Pfarrei Langengeisling stimma.

Gemeindediener:    Sollt ma die Sache  ned vorher no moi mit Pfarrer Schmitt vo Eitting beredn?

Bürgermeister:     Der is doch schon so gut wie weg. Und bevor a neia Pfarrer noch Eitting kimmt , ham'ma  Eichenkofen schon kassiert. Im übrigen: Unser Geislinga Pfarrer woas Bescheid und macht bei der Eingliederung selbstverständlich mit!

Gemeindediener und Bürgermeister gehen ab.

Gemeindediener:    Ich hoi's sofort z'samm. Übermorgen auf d'Nocht beim Wirt z'Neikof.

Der Kirchenpfleger Josef Neumüller von Eichenkofen tritt auf und setzt sich an den Schreibtisch.

Aegidius:    Der Bürgermeister von Langengeisling und ihr Pfarrer nutzen die Gunst der Stunde und wagen eine feindliche Übernahme. Der Kirchenpfleger von Eichenkofen, Josef Neumüller, schreibt später das Protokoll der eiligst einberufenen Dringlichkeitssitzung der drei Kirchenverwaltungen von Eitting, Reisen und Eichenkofen:

Josef Neumüller sitzt an einem Tisch und schreibt und spricht:

Kirchenpfleger:    Die drei Kirchenverwaltungen nehmen mit Bedauern davon Kenntnis, dass Pfarrer und Bürgermeister von Langengeisling anlässlich des Pfründe- und Pfarrerwechsels von Eitting ohne Verständigung des Herrn Pfarrer Schmitt und in hinterhältiger Weise die Filiale Eichenkofen nach Langengeisling zu ziehen versuchen. Der Bürgermeister von Langengeisling berief durch den Gemeindediener eine Versammlung der Eichenkofener Männer und drängt sie trotz heftigen Einspruchs in der Mehrzahl zum Anschluss.

Der Herr Pfarrer wird beauftragt, den Protest der oberhirtlichen Stelle zu unterbreiten und aus den genannten seelsorglichen Erwägungen heraus um Belassung des bisherigen Zustandes zu bitten.

Kirchenpfleger klappt Buch zusammen und geht ab.

Aegidius:    Was waren denn das damals nur für seelsorgliche Erwägungen, von denen da die Rede war?

Ein Beter (z.B. Helmuth Kobler) kommt auf die Bühne und schaut sich um, kniet nieder und beginnt still vor sich hin zu beten.

Ägidius:    Aber einen Moment: Wen seh' ich denn da unten – und sogar am Beten.

Eh Du, frommer Mann, was betest Du denn da still vor Dich hin.  

Beter:    Heiliger Ägidius, Du muasst uns helfa.  

Aegidius:    Ich? Wieso denn? Bin ich etwa Jesus?

Beter:    I bin aus Reisen. I hob g'hört, dass Neikof  von Eitting ob'trennt werdn soll. Dann werd da Hilfspfarrer vo Eitting wegkemma  und mehra als 100 Gottesdienste im Jahr entfoin.  Uns in Reisen trifft des b'sonders hart. Über Jahre – über Jahrzehnte wern wir koan Sonntagsgottesdienst mehr ham, was für die oidn, gebrechlich'n und krank'n Leit überaus schmerzlich sein werd. Und doch zählt Reisen noch da neiesten Statistik 300 Katholiken, Eichenkofen nur 230.

Aegidius:    Wenn so viele alt, Krank und gebrechlich in Reisen sind, werden es bald weniger als in Eichenkofen sein. Aber ich werde sehen was sich machen lässt.

Der Beter tritt ab.

Aegidius:    Es hat sich natürlich was machen lassen. Es gab acht Jahre Aufschub. Die Umpfarrung von Eichenkofen nach Langengeisling wurde erst im Sommer des Jahres 1956 vorgenommen.

 

Lied: Geisling, du hast die Kirche gestohlen

Geisling hat die Kirch gestohlen,
gebts es wieder her, gebts es wieder her,
Sonst werd eich der Ägidius holen,
und eicha Kirch bleibt leer.
Sonst werd eich der Ägidius holen,
und eicha Kirch bleibt leer.


Kirminelle Übernahme
gebts uns wieder z'ruck, gebts uns wieder z'ruck
unchristliche Geislinger
Eitting spuit verruckt.
unchristliche Geislinger
Eitting spuit verruckt.

 

1968 Flughafen

Situation: 1968, kurz vor dem Beschluss der bayerischen Staatsregierung, den Flughafen im Erdinger Moos zu bauen, unterhalten sich zwei Bauern über die Zukunft der Gegend. Zwei Bauern unterhalten sich in der Kirche über die weitere Entwicklung.

Aegidius:    Die Jahre vergehen. Der Schützenverein Eichenlaub Eichenkofen gründet sich im Jahr 1964 und 1967 weihen sie Ihre Fahne. Die Schützen stellen im Jahr 1968 den ersten Maibaum in der Ortsmitte auf. Dieser Brauch blieb bis heute erhalten, wenn es auch eine Menge darüber zu erzählen gäbe. 1968 ist aber noch ein Ereignis, das Eichenkofen so wie bisher kein anderes verändern wird.

Erster Bauer:    Was moans Du, wo wern's n  den neia Flughafen bau'n?

Zweiter Bauer:    Ja an Hofoldinger Forst hoit. Das g'hört doch ois an Staat. Die wern do ned des ganze Moos kaffa und dodausstn a Flughafen bau'n, vo dem ma des hoiberte  Joar ned start'n ku, weil's ständig anNebe hoad.

Erster Bauer:    Die song aber, da Nebe macht nix, weil man mit de neia elektronischen Geräte durch an Nebe durche schaun ku. Und außerdem wird bei dem Haufa zua'teerter Fläche kaum mehr a Nebe aufsteig'n kinna.

Zweiter Bauer:    Aber de Politiker wern se vo de Bauern fircht'n.  Oana hod eana bei anna Protestversammlung sogar droht: „Wir werden euch zerschmettern!“ und olle andern ham mitgeschrieen. De andern vom Hofoldinger Forst ham bis iatzt ned vui mehr g'hobt wia a groaße Pressekonferenz im Hotel Vier Jahreszeiten z'Minnga drin, wo sie gesogt ham, dass sie den Flughafen im Hofoldinger Forst ned wuin. Wer soi denn von dene scho Angst hom.

Erster Bauer:    Ach, dann brauch'ma  uns ja gar nix denka. Es werd scho ois a so bleiben wia's immer war, im Ardinger Land.

Aegidius:    Wenn der sich mal nicht schwer täuscht.

 

Lied: Über den Wolken

Wenn sie starten drüben im Moos, bis Neikof hör ich die Motoren
wie ein Pfeil zieht sie vorbei, und es dröhnt in unseren Ohren
Wenn man miteinander redt, versteht keiner mehr ein Wort
bis der Flieger dann entschwebt, über unserem schönen Ort.

Refrain:

Im Erdinger Moos, muss das Wachstum wohl grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man
sind grundlos überzogen, und dann
sind all unsere Rechte
plötzlich nichtig und klein

Und der Nebel draust im Moos, hat sich nach und nach verflogen.
Denn bald ist das ganze Land, mit Beton und Asphalt überzogen.
Man will bald der Größte sein, und denkt heute schon an Morgen.
Denn die dritte Startbahn ist, tief unterm Moos verborgen.

Refrain:

Im Erdinger Moos, muss das Wachstum wohl grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man
sind grundlos überzogen, und dann
sind all unsere Rechte
plötzlich nichtig und klein

 

1989 Geschichte vom Straßenkampf / Maibaum

Zwei junge Burschen unterhalten sich.

Aegidius:    Mit der Umpfarrung der Eichenkofener nach Langengeisling ist aber bei weiten noch keine einige Gemeinde entstanden. Eskaliert wäre das ganze beinahe 1989, als die Neikofner Schützen einen Maibaum aufstellen wollten, ihn aber statt zu bewachen, beim Neumüller zu den anderen Bäumen gelegt haben, weil sie dachten, es wird schon keiner merken. Die Geislinger haben das aber sofort gemerkt und den Baum gestohlen.

Erster Bursch:    Warum sann denn die Geislinger Burschn ned beim Maibaumaufstelln gewesen?

Zweiter Bursch:    Ja woast du denn dös ned. Die sann beleidigt, weils moanan, de Neikofer hamm se, wias an Maibaum zurückgstoan hamm, ned an die Regeln ghoitn.

Erster Bursch:    Ja wos hamms denn gmacht.

Zweiter Bursch:    De Neikofna ham an Baum gstoin und wuitn übern Geislinger Fuasboiplatz ohhaun, aber wirst ja woast, kimmt nochn Fußboiplatz da Zaun vom Flughafen, und do sans hoit nimma weiter kemma und hamm wieda a Geisling eine miassn. Bis dawei warn den Gesilinga aber a scho wach und hamm mit den zwoa gresten Bulldog, des in Geisling überhaupt haben, die Neikofna samt Maibaum auf der Wartenberger Straß zwoa Stund ei gsperrt, s'raffa hättns boid a no angefangen.

Erster Bursch:    Wos, die hamm die Straß nach Wartenberg zwoa Stund zugspart

Zweiter Bursch:    Ja und erst um hobe siebene in da Friah, wie der Verkehr immer mehra wordn is, hamms die Neikofna dann fahrn lassn

Erster Bursch:    Und aus Trotz sans dann nicht zum Maibaumaufstellen nach Eichenkofen gekommen. Dafür hamms selber vier Biertisch um den Geislinga Maibaum gestellt und da gefeiert.

Aegidius:    Es hat Jahre gedauert, bis die seelischen Wunden dieser Auseinandersetzung geheilt sind und noch heute ist noch bei manchem ein kleiner Rest übrig geblieben.

 

Lied: Neikofna samma

Neikofna samma,
mia lass ma uns nix gfoin,
wenn ma an Bam ham, dan ham an,
und gebn eahm nimma her.

Um sechse in da Friah,
do geh'ma umanad
Mim Revolver in da Daschn,
mimm Messer in da Hand,

Drei a viere fiarcht ma ned,
fünf a sechse a no ned,
neile hamma hundert g'haut,
alle Leit ham geschaut.

30 liegen im Krangahaus,
60 san an Friedhof draust,
10 hamma so dadruckt,
alle Leit ham gugckt.

Da ham die Leit uns gfrogt,
woher habts den es die Kraft,
Da ham ma eana gsoagt,
De Kroft, de Kroft, die kimmt vom Gerstnsoft

 

1992 Flughafen

1992, 25 Jahre später, zur Eröffnung des Flughafens, unterhalten sich die Bauern wieder.

Aegidius    Aber auch nicht so wichtige Ereignisse haben das Leben in Eichenkofen gezeichnet. Am 19.Mai 1992 beginnt am neuen Münchner Flughafen der Flugbetrieb. Nach über 25 Jahren Planungs- und Bauzeit starten die ersten Flieger vom Flughafen.

Erster Bauer:    Jetzt werd dann boid 's Flieg'n am neia Flughafen losgeh.

Zweiter Bauer:    Deas ham'ma uns ned denkt, als de do drobm z'Minnga ogfangt hamm zu überlegn, dass ma für de olympischen Spiele an neia Flughafen braucht, weil Riem nimma g'langt.

Erster Bauer:    Aber 20 Joar länger ham's braucht, ois plant ham.

Zweiter Bauer:    Ja weil so vui dagegen g'klogt hamm und da Oskar Vincenti, da Burgamosta vo Eitting Tog und Nocht deLeut erzählt hat, dass man se des ned einfach so gefoin lassen kun.

Erster Bauer:    Aber an Haufa Leit ham scho g'hofft, dass die Klagen ned durch kemma, weil's sonst ihre schlechten Gründ ned für vui Geld hätten verkaufa kinna

Zweiter Bauer:    Und de Stodt Erding, weil's g'fiarcht ham, das's dann ned zur Weltstadt wern daan.

Erster Bauer:    Wia dann dar Baustopp g'kemma is, san vui ziemlich nervös worn.

Zweiter Bauer:    Aber d'Richter ham dann do a Eisegn gehobt und de Entwicklung ins goldene Zeitalter ned aufg'hoidn.

Erster Bauer:    Für uns is's iatzt aa Zeit, dass ma mit der Landwirtschaft aufher'n, weil, wenn wir unsere Ställe zu Mietswohnungen umbauen und auf unsere Gründ Häuser zum vermiet'n bauen, verdien ma  vui bessa als mit da Landwirtschaft. Man muss hoid mit da Zeit geh.

 

Lied: Bauern

Bauern, oh Bauern,
Ihr baut's iatzt nima Woaz sondern Heisa,
Und des oanzige wos zählt auf dera Welt is a Geld

Bauern, Bauern
Es is zwar traurig, aber es is wahr,
Des oanzige wos wirklich zählt für Eich is Geld

Für wos a Bauer früha g'arbat hod auf dera Welt,
war ganz wos anders,
net bloß s'Geld.

Doch wenn ma heit eppan frogt,
wos wuist, Glück oder Geld,
Dann gibt's für eahm bloß oans, wos wirklich zählt,
und des is Geld

Bauern, oh Bauern,
Ihr baut's iatzt nima Woaz sondern Heisa,
Und des oanzige wos zählt auf dera Welt is a Geld

Bauern, Bauern
Es is zwar traurig, aber es is wahr,
Des oanzige wos wirklich zählt für Eich is Geld

 

1992 Besuch FC Bayern München

Aegidius:    Auch ein Nikolausgeschenk bewegte 1992 den Ort.

1. Bursch:    Stell Dir vor, der FC Bayern kommt nach Neikof.

2. Bursch:    Wia denn Dös?

1. Bursch:    Ja da Fischer Erwin hod an Uli Hoeneß angerufen, das unser Trainer beim hoamfahrn vom Training tödlich verunglückt is und das sei Frau jetzt ganz allein dasteht mit an Haufa Schulden. Daraufhin hoat da Hoeneß sofort versprochen, dass er helfen will.

2. Bursch:    Und jetzt kommen die nach Neikof zum Fußballspielen.

1. Bursch:    Und seit dem das bekannt ist, sind soviele Spieler im Training wie noch nie. Weil jeder gegen Bayern spielen will. Sogar Spieler, von denen man schon gar nicht mehr gewußt haben, dass sie überhaupt noch in Eichenkofen spielen.

2. Bursch:    Ja vielleicht werdens von den Bayern entdeckt und für viel Geld nach München geholt.

Aegidius:    Mit dem vielen Geld ist dann aber nichts geworden. Die Bayern haben 18:1 gewonnen und nicht einmal der Schütze des Ehrentores, der Schloamer Herme hat einen Vertrag bei Bayern bekommen. Und alle die man vorher nicht gesehen hatte, waren auch nach dem Spiel gegen Bayern wieder in der Versenkung verschwunden.

 

Lied: Wos ham'ma für an Vorstand,...

Wos ham'ma für a Clubhaus,bei uns in Neikofa
Risse hoads scho hint und vorn,
umd's Doch reißt boid da Wind davo.
Oho, aha, bei uns in Neikofa
Risse hoads scho hint und vorn,
und's Doch reißt boid da Wind davo.

Wos ham'ma für an Vorstand bei uns in Neikofa
der Vorstand der is dürr und lang,
und Haxn wia a Bohnastang.
Oho, aha, bei uns in Neikofa
der Vorstand der is dürr und lang,
und Haxn wia a Bohnastang.

Wos ham'ma für an Vereinswirt bei uns in Neikofa
da Küch draust lafft er hin und her,
und Freibier duad a gor koans her.
Oho, aha, bei uns in Neikofa
da Küch draust lafft er hin und her,
und Freibier duad a gor koans her.

Wos ham'ma für a Spieler bei uns in Neikofa
de san bloß do wenn Bayern kimmt,
ansonsten lassn's Training hint.
Oho, aha, bei uns in Neikofa
de san bloß do wenn Bayern kimmt,
ansonsten lassn's Training hint.

 

1995 Hochwasser Heiratsgut

Aegidius:    Aber auch die Politik ist in Eichenkofen wichtig. Das wichtigste politische Thema über viele Jahre hinweg ist die Hochwasserfreilegung des Saubaches. Seit Jahrhunderten machten es regelmäßige Überschwemmungen unmöglich die Felder und Wiesen zwischen Sempt und Saubach ackerbaulich zu nutzten. Als 1978 die Gemeinde Langengeisling der Stadt Erding zugeschlagen wurde, vereinbarte man, den größten Teil des Vermögens der Gemeinde für die Hochwasserfreilegung zu verwenden. Diese ist aber dann nicht so umgesetzt worden, wie es sich viele erwartet hatten.

Erster Bauer:    Wos is eigentlich mit dem Hochzeitsgut passiert, das die Stadt griagt hod, ois Langengeisling kassiert hod. Damit hätt doch die Hochwasserfreilegung für den Saubach zoid werdn soll'n.

Zweiter Bauer:    Das ist doch a  g'macht worn, fahr a moi a Eitting, da werst  sehgn, wo fi a  groaße Flutmuldn do baut worn is. Noch Eitting kimmt iatzt koa Hochwasser mehr eine. Und a neie Straß is a baut worn.

Erster Bauer:    De ham dasiam wohl schon gewusst, das man von Langengeisling noch Eitting a schniae Strasse brauch an, sunst hätt'n s nia an gemeinsamen Pfarrer hom kinna, und Geisling und Neikof warn ned nur politisch sondern auch kirchlich zum Anhängsel vo da Stodt geworn.

Zweiter Bauer:    Iatzt aber no moi  zur Hochwasserfreilegung. Die Bauern wuitn doch a richtige Hochwasserfreilegung, dass's dann die Wiesen am Saubach umackern und an Mais o'baun kinnan.

Erster Bauer:    Deswegen san's doch olle a zur CSU g'ganga.

Zweiter Bauer:    Die Hochwasserfreilegung, de's iatzt griangn bringt ja mehra Überschwemmungen  auf den Wiesen als vorher. Da kannt da Beimia Digge ja wirklich Amazonas-Krokodile züchten. Aber die Bauern sicher koan Mais o'baun.

Erster Bauer:    Ja des ist hoid, wenn ma bei da Stodt is. Nimma de Bauern hamm iatzt des Sog'n, wos passiert, sondern die Naturschützer und die Stadtbewohner.

 

Lied: Im Saubach schwimmt a Krokodil

Refrain:
Do schau hi, a Alligator,
im Sauboch schwimt a Krokodil,
Do schau hi, a Alligator,
im Sauboch schwimt a Krokodil,
Siegst as ne des riesn Vieh
Jetzt frissts uns glei, dann samma hi.

Und der Pater mit sein Karr'n
macht an Bischof no arm,
de Polizei eam ständig blitzt,
wenn er in d'Kirch noch Eitting flitzt,
D'Sammlung is für arma Mo,
das a weiter schnell fahrn ko.

Refrain

Und da Dicke is am Zui,
jetzt hod a endlich wos a wui,
denn sei Stoi der is jetzt leer,
er fuaddad koane Bullen mehr,
Jetzt hod er a neie Zucht,
Krokodile san die Wucht.

Refrain:

 

1998 Kirchenrenovierung / Jetzt red I

Eichenkofener Frauen sind in der Kirche und unterhalten sich über Alltagsdinge. Die Mesnerin ist mit dem schmücken der Kirche beschäftigt.

Aegidius    Bei der Renovierung der Kirche hat niemand aus der Gemeinde was zu sagen; nur zum Zahlen ist man gefragt. Alle wichtigen Entscheidungen fallen im erzbischöflichen Ordinariat und bei deren allmächtigen Architekten. Als aber sechs Jahre nach Abschluss der Außenrenovierung immer noch kein Anzeichen des Beginns der Innenrenovierung zu sehen war, bot sich eine Gelegenheit, sich an geeigneter Stelle zu beschweren. „Jetzt red I“ kam nach Erding.

Aegidius:    Jetzt schauen wir einmal, was in meiner Kirche so alles gesprochen wird.

1.Frau: im Namen des Vaters....grüß Gott, I hob dich a scho lang nimmer gseng, wo warsd den de ganze Woch?

2.Frau:    Beim einkaufen in der Stadt, weil beim Fischer griagst ja a net ois.

1.Frau    Ja Semmel kostet jetz a schon 20 Pfenning

2.Frau:    wenn des so weiter geht ,kost de  in oam Jahr 25 oder sogar 30 Pfenning. Schau da kommt der Pfarrerlehrbub, der Greuel Richard

Pfarrerlehrbub:    Grüß Gott,die Frauen sind auch wieder zum Schauen und zum Ratschen in  d Kirch ganga, es kannt ja wieder oane wos neis zum Oziagn ham, oder da Pfarrer a andere Frisur. Aber koane red von dem Zuastand unserer Kirch, wen d Mesner Familie ned scho immer wieder  was richten würde,  war Kirch scho lang eingestürzt.

Mesnerin:    A kreiz is a Kreiz, schama muas ma sich, so wia die Kirch ausschaut

Pfarrerlehrbub: Du Mesnerin, in drei Wochen ist doch „Jetzt red I“ in Arding. Des war doch die Gelegenheit, das man endlich mal ein bischen Druck ausübt, sonst passiert doch nie was.

Mesnerin:    I dad ma des ned zutraun, aber für die Erhaltung der Kirch muas ma wos riskiern, und wenn ma die Knie no so zittern, Richard do gehe hin.

Aegidius:    Daraufhin bewirbt sich die Mesnerin bei „Jetzt red I“ und das Fernsehen schickt sofort jemanden, der sich die Kirche anschaut.

Messnerin kommt mit dem Fernsehassistent in die Kirche:

Redakteurin:    Ja die Kirche schaut von außen gut aus!

Mesnerin:    Von außen schon aber von innen! Gehen sie mal rein, mei da wird ihnen Angst wenn sie unter der Empore stehen und der Gesangsverein mit 15 Leute oben steht und sich alles durchbiegt, ja mei die Dürrsten sind sie auch nicht.

Aber das Ordinariat reagiert einfach nicht darauf, wenn man ihnen sagt, dass was gemacht werden muss

Aegidius :    Wenn da das Fernsehn schon mal da ist ,dann mach ich jetzt mal ein bisschen Druck.

Zieht den Keil  heraus, der mit lautem Knall zu Boden fällt.

Messnerin:     Vorsicht jetzt ist es so weit, daß die Kirch einfällt

Pfarrerlehrbub:     Nein der Herrgott passt schon auf das uns nichts geschieht

Redakteurin:    Ja, ich glaube, Sie brauchen Unterstützung. Diese Kirche übersteht die nächsten Jahre nicht, wenn wir Ihnen hier nicht helfen.

 

Lied: Kommt sagt es allen weiter

Refrain:

Kommt sagt es allen weiter
ruft es in jedes Haus hinein
kommt sagt es allen weiter
das Fernsehen lädt uns ein


Wir wollen nicht mehr warten
es muß nun was geschehen
drum geh`n wir alle zusammen
zur Sendung "Jetzt red i"

Refrain

Die Mesnerin in Rage
sie kanns bald nicht mehr hör`n
nach langen 13 Jahren
immer noch nichts renoviert

Refrain

Joachim unser Pater
steht uns bei allem bei
er kritisiert die Kirche
jetzt eilen sie herbei

Refrain



 

2002 Wiedereröffnung der Kirche

Alle Neikofner Beteiligten sitzen im Wirtshaus und sehen sich die Ausstrahlung der „Jetzt red I“ Sendung im Fernsehen noch einmal an. Aus dem Hintergrund hört man die Stimmen von Ursula Elsenberger und Pater Joachim aus der Fernsehsendung.

Mesnerin: Mei Aufgreg war ich schon, wie i da vor de Kameras reden hab müssen. Aber  wenns hilft, dann hab ich das gerne gmacht.

A: Ich hob ned glaubt, dass es hilft, ich hätte eher geglaubt, das die den Pater Joachim wieder nach Duisburg heim geholt hätten, weil der in Bayern soviel Unrhue stift.

B: Höhere Aufgaben habens ihn aber ned gegeben, weil er schon im kleinen der Kirchenleitung ständig wiederspricht und sie sogar kritisiert, wos dad an dann macha wenns um die Großen Dinge geht.

Mesnerin: Aber schau Dir doch unser Kirch o, des ist doch a die Aufgabe von an Pfarrer gesesen, sich um den Erhalt der Kirche zu kümmern. Hätte er denn das Maul halten können.

A: Aber de Herren habens halt nicht gern, wenn ihnen wiedersprochen wird.

Aegidius: Und es gesehen noch Zeichen und Wunder. Pater Joachim wurde nicht versetzt und die Renovierung wurde fast pünktlichst zur 950-Jahrferier abeschlossen. Wieviele Kämpfe da aber zu kämpfen waren, das fragt man am besten die Mesnerin. Aber Vorsicht, manchmal fängt sie dann an zu zucken, vor allem dann wenns um die Handwerker in der Kirch geht. Da kann man nur noch Singen:

 

Lied: Wer will fleißige Handwerker sehn

1. Wer will fleissige Handwerker sehn,
ei der muss nach Neikof gehen,
Stein auf Stein, Stein au Stein,
die Kirche wird so schnell nicht fertig sein.
Stein auf Stein, Stein au Stein,
die Kirche wird so schnell nicht fertig sein.

2. Wer will fleissige Handwerker sehn,
ei der muss nach Neikof gehen,
Strich für Strich, Strich für Strich,
der Maler schlief beim pinseln ein.
Strich für Strich, Strich für Strich,
der Maler schlief beim pinseln ein.

3. Wer will fleissige Handwerker sehn,
ei der muss nach Neikof gehen,
Bank für Bank, Bank für Bank,
an Eibe hätt boid Zeit ned g'langt.
Bank für Bank, Bank für Bank,
an Eibe hätt boid Zeit ned g'langt.

4. Wer will fleissige Handwerker sehn,
ei der muss nach Neikof gehen,
Pflastastao, Pflastastao,
ei der Weg is wunderbar.
Pflastastao, Pflastastao,
ei der Weg is wunderbar.

5. Wer will fleissige Architekten sehn,
ei der muss nach Neikof gehen,
red recht gscheit, red recht gscheit
doch dann hod a sowieson nia Zeit.
Red recht gscheit, red recht gscheit
doch dann hod a sowieson nia Zeit.

 

2022 Jahrespressekonferenz der FMG

Vorstand:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich freue mich, sie zur Pressekonferenz des Jahres 2022 der Flughafen München Gesellschaft begrüßen zu dürfen!
Seit 30 Jahren fliegen wir nun im Erdinger Moos. Nach unserem Start im Jahr 1992 als ein Provinzflughafen für München haben wir uns inzwischen zu einem der größten Flughäfen Europas entwickelt.
Wir können in Spitzenzeiten auf den fünf Startbahnen alle 5 Sekunden einen Start oder eine Landung abfertigen. Dies wird aber in kürzester Zeit nicht mehr ausreichen.
Deshalb beantragen wir heute bei der Regierung von Oberbayern den Bau einer sechsten Start- und Landebahn.
Diese Baumaßnahme hat kaum noch nennenswerte Auswirkungen auf die Anwohner im Flughafenumland.
Bereits vor einigen Jahren haben wir ja die Bewohner aus den Ortschaften Schwaig, Reisen und Eittingermoos auf das Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes in Langengeisling umgesiedelt und den betroffenen Bauern großzügige Ersatzflächen in Südungarn und Kanada angeboten. Deshalb werden wir jetzt auch mit den Bewohnern von Eitting, Altham und Tittenkofen eine einvernehmliche Lösung zur Umsiedlung finden.
Allein die Ortschaft Eichenkofen - bekannt für seine urwüchsigen Einwohner - wird als ein eingezäuntes Reservat für einheimische Bauern und als ein Touristendorf inmitten der Starbahnen erhalten bleiben.

Fünf Pressefotografen mit blitzenden Kameras vor vier leeren Stühlen.

Vier Herren im schwarzen Business-Zwirn treten auf die Bühne.

In der Mitte sitzender Herr beginnt zu sprechen.

Auftritt der Bauern

Die sechs Bauern treiben die Flughafen-Manager und die Presse mit Mistgabeln und Besen von der Bühne.


 

Lied: Skandal in Neikof

In München hoads an Airport geb'm,
doch langsam war ois vvui zu eng.
s'Umland is eana egal,
jetzt baun's ein neues Terminal.

Die Fliaga werden immer mehr
und immer mehra Leit ziagts her
und in unserm schönen Ort
verstehst im Freien kaum ein Wort.

Und draußen im Erdinger Moos
is jetzt scho da Deifi los.

Skandal de ganze Nocht,
Skandal den ganzn Dog
Skandal - Skandal in Neikof

Doch jetzt werds Zeit das sich was rührt,
dass a de FMG amoi g'spiat,
dass mia ned lauter Deppen ham
und stoiz auf unsa Heimat san

S'Grundwasser des ham g'senkt
und Lärmschutzfenster hams uns g'schenkt.
und für die dritte Landebahn,
pflanz'ns im Dorf drin einen Apfelbaum

Und draußen im Erdinger Moos
is jetzt scho da Deifi los.

Skandal de ganze Nocht,
Skandal den ganzn Dog
Skandal - Skandal in Neikof